Sonntag, 24. Januar 2010

Geschichtchen

Operation Bienentod

Vor der großen Terasse sind mehrere Futterstationen für Kolibris aufgestellt. Das erfreut natürlich das Touristenauge, denn man kann Stunden damit zubringen, den flinken Tierchen beim Speisen zuzusehen. Ein bisschen weiter gedacht stellt sich natürlich die Frage, wer dann all die Blüten bestäubt, auf denen sich die Kolibris sonst niederlassen würden. Wie dem auch sei, so hat sich hier bösartigerweise eine sehr aggressive Bienenart aus Mexico breit gemacht, die der Hausherr sich vorgenommen hat auszurotten. Sie sind zwar weder für die Kolibris gefährlich noch für die Menschen, aber fressen eben auch das Zuckerwasser und das ist offensichtlich nicht erwünscht. Heute ist nach umfangreichen Diskussionen und Vorbereitungen der Tag der Tat.
Der 1.Versuch, mit einer Kanne heißem Wasser und Pinsel, die Immen einfach von der Futterstelle abzukehren endet mit mehreren Stichen, lautem Gefluche und vorzeitigem Abbruch, schließlich würde ich mich auch wehren, wenn ich Biene wäre. Der nächste erfolgte unter Einsatz von Regenjacke, über die Hosen gezogene Socken und einer über den Kopf gehängten Gardine.
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Für uns Zuschauer ein wirklich amüsanter Anblick, aber auch nicht von größerem Erfolg gekrönt. So vergeht der Vormittag und ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass immer stärkere Kolonnen an Honigsammlerinnen anrücken, um ihre verfolgten Kolleginnen zu unterstützen.

Hier kann man es aushalten und ich habe gar keine große Lust, großartig andere Unternehmungen zu planen. in mir macht sich so richtig Urlaubsfeeling, Faulheit und Erholung breit. Das Haus ist so schön und mitten in der Natur.
Nach dem Frühstück wird gewandert, 3-4 Stunden, dann fängt der Regen an.
Gestern waren wir z.B. bei den Wasserfällen, zwei Stunden bergauf, bei schwüler Hitze und erbarmungsloser Sonne. Kurz vor Ankunft, die erlösenden Tropfen, im ersten Augenblick ja sehr angenehm. Leider stellte sich heraus, dass die letzten 15 Minuten derartig steil bergab gingen und nun auch völlig vermatscht waren, dass ich der Vernunft folgend das lieber gelassen habe. Wasserfälle habe ich also keine gesehen, aber wie sagt man so schön, "Der Weg ist das Ziel".
Am Nachmittag, wieder "zu Hause", kann man dann mit richtig gutem Gewissen ein spätes Mittagsschläfchen halten, weil man dieses tropischen Regenfällen nun wirklich nicht einmal einen Hund vor die Tür jagt.
Rechtzeitig zum Abendbrot dampft dann die Erde.

Donnerstag
Abschied von Mindo
Tukane gibt es nicht, sie existieren nur aus Plastik oder Holz - ich habe fertig mit Tukanen! Einen einzigen habe ich gesehen und keine Kamera gehabt und frage mich gerade, ob nur zählt, was mit der Kamera festgehalten wurde, hhhmmm, irgendwie schon.
Mindo ist wunderschön aber es gibt ja noch viele andere Ecken und nun sind wir in Otavalo. Da war ich zwar schon auf meiner Rundreise, aber die Sierra (das Hochland) ist immer wieder faszinierend. Die Menschen hier sehen anders aus, sind ganz anders angezogen und zudem sehr freundlich. Ausserdem war das Wetter unterwegs wunderbar, blauer Himmel, Sonenschein und man fährt stundenlang nur durch Grün, Berge, tiefe Schluchten und nur eine gewundene Straße, die Panamericana.

Busfahren hier ist immer wieder faszinierend. Es gibt einen Chauffeur, der nur fährt, einen Schaffner, der kassiert, die Leute einsammelt, immer halb aus dem Bus hängt und immer die Stationen rausschreit. Der heute sah eher aus wie ein Zuhälter, circa 10 silberne und goldene Ringe um, mehrere schwerere Ketten, dunkle Sonnenbrille und Body-building-gestählt. Aber er hat auch nur getan, was alle Schaffner tun. Ausserdem läuft in den Überlandbussen immer ein Film je nach Geschmack des Personals. Unserer heute war eine Mischung aus Kung-Fu und Ekel, mehr als 50 Worte wurden nicht gesprochen und der Rest war Prügelei.
Unterwegsunterhaltung
Die Lautstärke kann man zwar individuell am Sitz an-oder ausschalten, aber das hilft wenig, wenn alle umliegenden voll aufgedreht sind.

Kurzer Abstecher in Quito zur Casa Helbling, um ein paar Sachen zu wechseln und auf in den nächsten Bus nach Otavalo. Schade nur dass es das Busterminal in der Stadt jetzt nicht mehr gibt und man, wenn man nicht mit öffentlichden Verkehrsmitteln ewig umsteigen will, fast 20km mit dem Taxi durch den Großstadtverkehr zurücklegen muss. Da wollten die Verkehrsplaner offensichtlich den Taxistas mal was Gutes tun.

Peguche

Die nächste Station ist das Hostal Aya Huma in Peguche, circa 5km von Otavalo entfernt. Es ist eine alte Bahnstation, die umgebaut wurde, wunderschön gelegen, mit Hängestühlen vor jedem Zimmer, bisschen Schimmel im Bad und ungefähr 10 Billionen Monstermücken, nur 1mm groß und die aussehen wie schwarze Punkte, einem aber dafür das Leben zur Hölle machen können. Sie bohren einen Krater in die Haut und verströmen ihr Gift, das alles merkt man nicht, sondern wird erst aufmerksam, wenn es anfängt zu bluten, dann ist es natürlich zu spät. Der Juckreiz zerreißt einen schier und Autan kann man getrost in die Tonne treten. Stärkere Geschütze müssen aufgefahren werden, also ab in die hiesige Apotheke und besser nicht auf die Zusammensetzung geschaut, sicher alles Zeug, was in Deutschland nicht mal den Antrag auf Zulassung genehmigt bekommen würde. Aber so besprüht kann man sich wenigstens doch nach draussen wagen, wie schade wenn nicht.
Aber ich tue ja Peguche unrecht, denn diese bösartigen giftigen Stechungeheuer gibt es sicher anderswo auch.

Also - eigentlich ist es hier wunderschön, tolles Bergpanorama, super Wetter, ruhig und sehr erholsam.


Und immer mal wieder...

Freies Feld weit und breit, kein Busch in Sicht, die Sonne brennt und ein leichtes Grummeln in der Magengegend macht sich breit. Aber ich bin ja schon zwei Wochen hier, ohne Probleme dieser Art. Jetzt fängt es aber weiter unten schon ein bisschen mehr an zu grummeln. Naja, bis zum Hostal sind ja nur noch circa 20 Minuten, das wird sich schon geben. So ein schöner Tag heute. Gibt sich aber nicht, jetzt wird es schon richtig drängend. Ohhh, noch 15 Minuten bei schnellem Schritt, das wird doch zu schaffen sein. Ohhh, kneifen, was das Zeug hält, verdammtnochmal, ich hab doch nichts schlimmes gegessen. Da, ein Busch, es nützt alles nichts, schon mal die Tempos langsam in die Hand nehmen, jetzt wirds aber sehr knapp. Hinter dem Busch- drei Bauern bei der Mittagspause! Und nun? 50m weiter das erste Haus in Sicht, besser gesagt Hütte, alles egal, ich hab nur eine Hose hier, verzerrtes Gesicht "Ist jemand da", "servicio por favor", ja, aber wir haben kein Wasser, auch egal, in allerletzter Sekunde gerettet,ufff. Ich sage Euch, es gibt kaum Momente im Leben, die man mehr geniesst.

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01-Abflug
02-Ohne geht doch auch
03-braucht aber nicht
04-Andenpanorama
05-Der Werbung erlegen
06-Tukane-ein Gerücht
07-Fotos
08-In Peguche
09-Nachträge
10-Cafe con Leche
11-Zwischenfälle
12-Tito
13-Regen in Quito
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